Bleistiftzeichnung Ian McKellen

Schöne Bilder schauen wir alle gerne an. Hier auf diesem Blog erfährst du etwas mehr über alles drumherum. Wir werden hier ab und zu ein bisschen darüber erzählen, was wir so machen, wie wir zu einer Bildidee kommen, wie eine Portraitzeichnung entsteht, lassen dich hinter die Kulissen bei unseren Fotoshootings blicken und so weiter. Fangen wir mit dem Bleistiftportrait an, das aktuell gerade in Arbeit ist. Dazu muss ich ein ganz klein wenig ausholen. Ich habe mich bereits die letzten Jahre etwas intensiver dem Zeichnen gewidmet. Ohne ein konkretes Ziel, einfach weil ich es gerne mache. Natürlich wird man mit der Zeit routinierter und macht Fortschritte. Aber da war immer noch Luft nach oben und der Qualitätsabstand zwischen mir und all den Künstlern, die ich bewundere, war noch so unüberwindbar groß. Im Sommer 2022 habe ich mich dann aufgemacht und besuchte zum ersten Mal den Kurs „Hyperrealistisches Portraitzeichnen“ von Flavio Apel. Wenn du diesen Künstler noch nicht kennst, dann nimm ihn unbedingt mal unter die Lupe. Seine fotorealistischen Zeichnungen sind unglaublich! Auf der wunderschönen Burg Herstelle in Beverungen kann man sich dann drei Tage intensiv dem realistischen Portraitzeichnen widmen, die nötigen Tricks und Techniken lernen und sich mit anderen Künstlern austauschen. Das urige, authentische Burgatelier mit knorrigem Holzboden und märchenhaftem Ausblick ist sicherlich nicht der allerschlechteste Ort für künstlerisches Schaffen. Es war ein Traum!

Burg Herstelle
Auf meine Arbeiten und auf meine Einstellung zum Zeichnen hatten diese drei Tage tatsächlich große Auswirkung. Plötzlich bin ich ganz anders an die Sache herangegangen. Ich habe überhaupt erstmal verstanden, was ich wirklich schaffen kann und dass ich mich früher unbewusst immer selber limitiert hatte. Ich war schon immer schwer beeindruckt von all diesen Bleistiftzeichnungen anderer Künstler, die man ohne weiteres für Fotografien halten kann. Solche Arbeiten waren für mich so unglaublich – das war einfach, wie man so schön sagt „eine ganz andere Liga“. Bei all der Bewunderung wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass ich selbst irgendwann ansatzweise so gute Arbeiten raushauen könnte. Aber manchmal braucht man einfach den richtigen Anschubser von außen. Einfach mal die alte Routine beiseite legen, eine neue Technik bzw. andere Vorgehensweise ausprobieren, schon erscheint manches gar nicht mehr so utopisch sondern tatsächlich erreichbar. Und genau so war es. Es ging voran! Meine Zeichnung wurde detailreich, der Vorlage sehr ähnlich und ich möchte behaupten ziemlich realistisch. Jedenfalls mehr als meine vorherigen Arbeiten. Und wie das dann so ist, wenn man von einer Sache angefixt ist, will man natürlich mehr! Ich kannte die Grundlagen und konnte sie nach dem ersten Kurs schon ganz gut umsetzen. Aber es gab ja noch so viele Details, bei denen ich Fragezeichen in den Augen hatte, wenn ich mir überlegte, wie ich sie realistisch zeichnen kann. Also habe ich mich im November 2022 ein weiteres Mal ins Auto gesetzt und bin zum nächsten Kurs gedüst. Dieses Mal sollte man eine eigene Fotovorlage mitbringen. Ich suchte nun eine Person, die ein interessantes Gesicht mit vielen Strukturen sowie weiße Haare hat. Haare zu zeichnen ist, das wird vermutlich jeder Portraitzeichner bestätigen, sowieso die Königsdisziplin. Aber speziell weiße Haare sind nochmal ein anderer Schwierigkeitsgrad. Meine Vorlage für den Kurs sollte jedenfalls eine ordentliche Herausforderung sein, nur so kann man ja etwas lernen. Zudem wollte ich natürlich auch nicht irgendjemanden zeichnen. Es sollte schon eine ehrwürdige Persönlichkeit sein. Jemand, der weitreichend bekannt ist, sodass am Ende der Betrachter auch beurteilen kann, wie gut die Person getroffen wurde. Ich fand dieses Foto vom Gandalf-Darsteller Ian McKellen. Ich wusste, das wird alles andere als leicht. Aber ich war fest entschlossen, genau dieses Portrait zu zeichnen! Wieder waren es drei wunderbare, entspannte und dennoch lehrreiche Tage auf der bezaubernden Burg, die natürlich viel zu schnell vorbei waren.

Und dann ging es wieder nach Hause – mit einer Zeichnung, die etwa zu 15 % fertiggestellt war. Den Rest muss ich irgendwie alleine schaffen. Ja, das fotorealistische Zeichnen braucht natürlich seine Zeit. Wieviel Zeit genau, das versuche ich selbst gerade herauszufinden. Es ist die erste Zeichnung überhaupt, bei der ich mir meine Arbeitszeit notiere. Wenn man zeichnet, wird man ja immer wieder gefragt, wie lange man denn für so eine Arbeit braucht. Und tatsächlich interessiert es mich auch selber. Es ist definitiv eine Arbeit auf einem für mich neuen Level. Aktuell bin ich bei etwa 16 Stunden und habe etwas mehr als 1/4 des Portraits geschafft. Der schwierigste Teil kommt noch…

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